Die Gesundheitsbranche bewegt sich immer mehr in Richtung Elektromobilität. Doch bei der Beschaffung neuer E-Autos stehen Fuhrparkmanager vor der Überlegung: Setzen sie auf etablierte heimische Marken oder geben sie den neuen Modellen aus China den Vorzug? Auch wenn oft noch Skepsis gegenüber den Newcomern herrscht, werden diese für den deutschen Flottenmarkt immer attraktiver.
Seit einigen Jahren geht der Nachfragetrend in puncto Elektromobilität deutlich nach oben. So lag laut Kraftfahrt-Bundesamt die Anzahl der rein batteriebetriebenen Pkw, die in Deutschland von Januar bis September 2023 zugelassen wurden, um 42,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Damit steht bei Neuzulassungen der Elektroantrieb mit großem Abstand an der Spitze aller Kraftstoffarten. Im Vergleich kamen Benziner auf ein Plus von 13,8 Prozent und Dieselfahrzeuge auf nur +3,6 Prozent.
Elektromobilität im Gesundheitssektor
Auch im Gesundheitswesen ist dieser Trend erkennbar: Immer häufiger sieht man auf der Straße E-Fahrzeuge von Healthcare-Unternehmen. Kein Wunder, denn Elektroautos sind von Grund auf bestens geeignet für kurze und planbare Fahrten, wie sie typischerweise bei Pflegeeinrichtungen, Apotheken und Co. anfallen. Bevor die E-Autos jedoch über den Asphalt rollen, müssen Fuhrparkmanager bei der Fahrzeugbeschaffung verschiedene Parameter berücksichtigen. Neben Auswahlkriterien wie dem zur Verfügung stehenden Budget, der benötigten Fahrzeugausstattung und der generellen Wirtschaftlichkeit potenzieller E-Neuwagen steht auch die Frage nach Hersteller und Modell im Raum. Besonders in der heutigen Zeit herrscht bei vielen Entscheidern allerdings Verunsicherung, welcher Marke sie ihr Vertrauen schenken sollen.
Die etablierten Giganten der deutschen Automobilbranche wie BMW, Mercedes, Audi und VW zehren auch im Bereich Elektromobilität von ihrem Know-how, ihrer starken Marktpräsenz und ihrem über Jahrzehnte aufgebauten Image. Heimische Automarken stehen für Qualität, Verlässlichkeit und Investitionssicherheit. Wichtige Kriterien für den Healthcare-Sektor, da Ausfälle oder technische Schäden am Fahrzeug unbedingt vermieden werden müssen. Die Mobilität von Flotten – seien es nun Verbrenner- oder E-Fuhrparks – ist für die Branche essenziell, damit Dienstwagen für die Tagespflege, Notdienste oder Medikamentenzustellungen jederzeit einsatzbereit sind.
Preiskampf der Autobauer
Doch die Fuhrparkbudgets in der Gesundheitsbranche sind meist knapp kalkuliert. Pflegedienste und Co. sind deshalb stets angehalten, auf Kosteneffizienz zu achten, damit ihr Flottenbetrieb rentabel verläuft. Genau dieser finanzielle Aspekt macht die neuen E-Modelle aus China durchaus attraktiv für hier ansässige Unternehmen. Aktuell verlagern zahlreiche asiatische E-Hersteller wie BYD, AKINSI oder Xpeng ihre Vertriebsaktivitäten von China nach Europa und gehen zum Teil aggressiv den europäischen und deutschen Markt mit Rabatten an. Im Sortiment befinden sich dabei auch verschiedenste Kleinwagen – Modelle, die für den flexiblen, agilen Einsatz bei Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen besonders geeignet sind.
Die niedrigeren Verkaufspreise können chinesische Hersteller unter anderem deshalb anbieten, weil sie von den geringen Lohn-, Entwicklungs- und Produktionskosten in ihrem Land profitieren. Das Problem: Deutsche Autobauer sind nur schwer in der Lage, in diesem Preiskampf mitzuhalten. Schon allein ihre lange, von der Verbrennungsmotorisierung geprägte Historie ist hier ein entscheidender Kostenfaktor. Die Verbrenner-Spezialisten müssen bei Entwicklung und Produktion ihrer E-Modelle erst umdenken und ihr klassisches Portfolio durch Fahrzeuge mit Elektroantrieb ergänzen. Im Ergebnis erreichen sie zwar ein umfassendes Komplettangebot, dieses steht jedoch dem jungen Sortiment der Asiaten gegenüber, die von Anfang an ihre Kompetenzen vollumfänglich in die Fertigung von Elektroautos investieren können.
Ein denkbarer Lösungsschritt für preisgünstigere Fahrzeuge wäre der Einsatz von erschwinglicherer Batterietechnologie, denn Akkus stellen einen der größten Kostenpunkte bei Elektrofahrzeugen dar. Und tatsächlich, im Bereich der Energiespeicher herrscht aktuell viel Bewegung am Markt: Es entwickeln sich neue, erheblich nachhaltigere Ansätze bei der Batterieproduktion; zudem fallen die Rohstoffpreise. Innovationen und der starke Rückgang der Preise für Lithium, eine wichtige Komponente in Batterien, sind also mitunter auch Gründe, warum einige Marken aus China in jüngster Zeit ihre E-Autos günstiger anbieten können.
Die Auswirkungen der E-Auto-Preise chinesischer Brands auf den deutschen Markt sind schwer vorherzusagen, aber es ist durchaus möglich, dass neue Hersteller mit ihren günstigen Angeboten hierzulande signifikante Marktanteile gewinnen, vor allem in den niedrigeren Preissegmenten. Dies würde unweigerlich zu einem Preisdruck auf deutsche Autobauer führen, die ihre Kosten senken oder ihre Qualität und Innovation steigern müssten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wichtig für Flotten: Wartung, Inspektion und Co.
Woran es den meisten jungen Elektromobilitätsanbietern aus China jedoch noch mangelt, sind deutschlandweite Strukturen für eine zuverlässige Fahrzeugbetreuung nach dem Kauf- oder Leasingabschluss. Klassische After-Sales-Prozesse wie das Wartungs- und Inspektionsmanagement sind hierzulande längst nicht ausgereift. So haben viele der E-Newcomer zum jetzigen Zeitpunkt noch kein nationales Werkstattnetz aufgebaut. Es fehlen zudem oftmals solide Lieferketten, um die Versorgung mit Ersatzteilen zu gewährleisten, und auch Inspektionspläne in Landessprache sind häufig noch Mangelware. Der Grund: Chinesische E-Autobauer investieren ihre Ressourcen vorrangig in Entwicklung und Vertrieb, um eine möglichst schnelle Markterschließung zu erreichen.
In Zukunft müssen die Autobauer neuer Elektro-Marken umdenken und After-Sales-Prozesse mehr priorisieren. Denn für Fuhrparkmanager ist das Vorhandensein derartiger Strukturen essenziell bei der Kauf- und Leasingentscheidung – schließlich muss die Mobilität der Flotte langfristig gewährleistet sein. Passgenaue After-Sales-Servicepartner sind bereits vorhanden. So stellt beispielsweise ATU als Multi-Marken-Werkstatt mit rund 560 Standorten in Deutschland und Österreich nicht nur ein flächendeckendes Filialnetz für sämtliche Wartungs- und Reparaturleistungen zur Verfügung, sondern besitzt auch umfassende Kompetenzen im Bereich Elektromobilität. Zudem hat der Geschäftskundenbereich ATU Flottenlösungen mit seiner über 20-jährigen Erfahrung im Fuhrparksegment bereits zahlreiche neue Autohersteller bei der Markterschließung unterstützt und mit ihnen gemeinsam ein After-Sales-Management für ihre Modelle entwickelt.
Fazit
Wenn es den neuen E-Brands aus China gelingt, ihre After-Sales-Prozesse nach deutschem Standard aufzubauen, sind ihre Modelle für Fuhrparks im Gesundheitswesen eine attraktive Alternative zu deutschen Fabrikaten. Denn chinesische Elektroautos können sich entgegen mancher Vorbehalte auch im Hinblick auf qualitative Kriterien durchaus sehen lassen: Die Fahrzeuge sind in der Regel hochwertig gefertigt, erfüllen gängige Sicherheitsstandards, verfügen über innovative Technologien und zeigen sich in modernem Design. Den Fuhrpark für neue asiatische Marken zu öffnen, ist für Pflegeheime, Krankenhäuser und Arztpraxen zudem eine Option, den steigenden Kosten im Bereich der betrieblichen Mobilität entgegenzuwirken.